"typisch!": Jüdisches Museum zeigt Klischees

Keramik-Spardose (England, ca. 1870)
Keramik-Spardose (England, ca. 1870)(c) Jüdisches Museum Wien
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Das jüdische Museum in Wien widmet sich Vorurteilen gegenüber Juden und anderen Bevölkerungsgruppen. Die Ausstellung soll sensibilisieren und aufmerksam machen.

Die Nase, der Jesusmord, der reiche Jude - die anti-jüdischen Ressentiments sind vielfältig und zahlreich. Mit der neuen Ausstellung "typisch! Klischees von Juden und Anderen" will das Jüdische Museum in Wien nun "für Stereotype sensibilisieren" und "auf Vorurteile aufmerksam machen", heißt es aus dem Museum. Die "große Jahresausstellung", die genau vor einem Jahr bereits in Berlin und anschließend in Chicago zu sehen war, beschränkt sich nicht auf antisemitische Vorurteile. Sie ist ab Dienstag, dem 1. April, bis zum 11. Oktober zu sehen.

"Antisemitismus ist keine singuläre Erscheinung", sagte Chefkuratorin Felicitas Heimann-Jelinek, "sondern geht mit Rassismus, Anti-Islamismus und anderen Chauvinismen Hand in Hand." Darum habe man diese Klischees in der Ausstellung kombiniert, um ähnliche Denk- und Sehmuster zu veranschaulichen.

Vom Klischee zur Brutalität

In der Konzeption der Schau habe man auch für sich selbst einen stereotypen Zugang gesucht, so Heimann-Jelinek: "Schließlich helfen Stereotype ja auch, die Welt zu ordnen und sich selbst einzuordnen." Entscheidend sei aber dann jener Punkt, an dem eine Überhöhung des Eigenen stattfinde und das Klischee ins Brutale kippe.

"Sanften Rassismus sind wir ja gewöhnt, den sehen wir jeden Abend im Fernsehen", erläuterte Ausstellungs-Mitarbeiter Hannes Sulzenbacher. Darum habe man als Einstieg in die Schau einen Raum gewählt, in dem man mit Werbe-Sujets und Schlagern prägnant an das Thema herangeführt werde.

Ein Phänomen und der Umgang damit

Anschließend ist die Ausstellung in 17 Triptychen eingeteilt, die jeweils aus der Abbildung eines popkulturellen Phänomens (etwa die Marcel Reich-Ranicki nachempfundene Figur "Nörgeli") besteht. Auch dessen geschichtlicher Ursprung und die künstlerische Auseinandersetzung gehören dazu. Am Ende der Klischee-Kombinationen findet sich eine Installation der Künstlerin Lisl Ponger.

Die großen Unterschiede zu Berlin und Chicago seien die geringere Fläche und die Tatsache, dass in Wien auch der Gestalter der Ausstellung zu Wort komme, meinte Martin Kohlbauer. Er habe nach "kräftigen Elementen" wie den in den Räumen sehr präsenten und einen Hinweis auf Veränderbarkeit gebenden Bildhauerblöcken gesucht. Die Beschriftung sei "ausnahmsweise sehr groß", so der Ausstellungsbauer, "dafür befindet sie sich am Boden". Dies ermögliche - zwischen vielen Filmbeispielen, Musikvideos, Bildern und Figuren - jedoch eine "sehr eigene Lesart" - und vor allem auch eine gute Begehbarkeit der Schau.

"typisch! Klischees von Juden und Anderen"

im Jüdischen Museum Wien
Wien 1, Dorotheergasse 11
1. April bis 11. Oktober
täglich von 10 bis 18 Uhr

(APA)

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